Ganz durchdrücken, eventuell nachdrücken!

Meine Heimat ist Mönchengladbach, mein zuhause Bremen. Die Welt ist meine Auster. Jörg kommt aus Osnabrück und wohnt auch in Bremen. Heute fuhren wir zusammen um seine Heimat Osnabrück.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich in Bremen heimisch wurde, den Durchbruch habe ich gerade einmal vor zwei Wochen geschafft. da war ich am dem Postamt in der HH-Meier-Allee und wollte ein Päckchen abgeben. einfach, könnte man denken, aber das Postamt dort wird von drei weiblichen Eulen betrieben, deren scharfem Blick nichts entgeht. Da die Eulen vermutlich schon geraume Zeit bei der Post arbeiten und quasi unkündbar sind, ist es nicht ihre Aufgabe nett zu Kunden zu sein und die Leistungen der Post zu verkaufen; wichtig ist einzig und allein die strenge und unnachgiebige Einhaltung des Regelwerks der deutschen Post. Jedes Mal in den letzten vier Jahren, wenn ich dort mit einem Paket aufkreuzte verkniffen sich Augenpaare, größere Mengen Luft wurden scharf eingezogen und Stirne faltig gerunzelt. „Oi, oi,oi, das geht ja gar nicht!“ oder „Das ist doch bestimmt zu groß/schwer/rund/eckig/kubisch für ein Päckchen.“ oder „Na, ob da wohl das Porto reicht!“ kurzum, es gab immer einen scheinbaren Grund zunächst einmal die Leistung zu verweigern. Bei meinen Paketen ist aber alles OK, da ich die aus Angst dass die drei Eulen mal Recht haben könnten immer dreifach mit der Laborwaage wiege und mit einem Theodoliten exakt vermesse. Ingenieur eben. So war dies bisher. Bis vor zwei Wochen. da übergab ich ein frankiertes Päckchen an die zweite Hilfseule und die sagte dann zu mir: „Sie brauchen nicht anzustehen, Sie können ihre Päckchen auch da hinlegen, Sie machen das ja immer ordentlich.“

In diesem Moment hatte ich das Gefühl zuhause zu sein.

Heute ging es los von zuhause zum Bahnhof, ich war etwas früher als Jörg da und sonst konnte sich keiner aus unser Truppe aufraffen, um uns nach Osnabrück zu begleiten. Wir fuhren mit dem Zug bis nach Bohmte. Da das Wetter recht unstetig aussah, hatte ich einen Rucksack mit Kleidung zum wechseln dabei, wohl wissend, dass es in Bohmte am Bahnhof keine Schließfächer gab. In Bohmte am Bahnhof gibt es sowieso nichts, vermutlich werden da nachts auch die Gleise geklaut. In der Nähe gibt es aber einen REWE mit Bäckerei und ich legte meinen ganzen Charme und meine ganze Sülze dar bei dem Versuch die Fachfrau in der Bäckerei davon zu überzeugen, meinen Rucksack bis zum späten Nachmittag aufzubewahren. Das klappte auch, aber nur unter dem Versprechen nach Rückkehr die Theke leer zu kaufen,

Als wir losfuhren, Jörg auf seinem Tommasini und ich auf meinem Canyon, fing es auch prompt an zu tröpfeln, dadurch dass Jörg aber auch gleich sehr schnell loslegte entkamen wir dem Regen auch recht flott und fuhren gegen den sehr starken Wind in Richtung Bramsche. Das kostete insbesondere Jörg viele Körner, da er die ganze Zeit vorne fuhr; da ich morgen an der Bremen Challenge teilnehme hatte ich einen guten Grund weniger bis gar nichts zu tun. Trotzdem war das tweilweise richtig anstrengend. Unser erstes Highlight war ein Aussichtsturm, etwa 10 km vom Sender SChlepptrupp oder Gleiwitz, habe ich jetzt vergessen, entfernt.

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Das wunderschöne Osnabrücker Land

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Bei solchen Fotos steht meistens „der Weg ist das Ziel“ oder so drunter

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Jörg, mit nostagisch verklärtem Blick auf seine Heimat.

Von Bramsche ging es dann weiter, immer auf kleinen Wegen und durch die Hügel nach Westerkappel und Lotte, wo wir Zeit für einen Kaffee und ein Brötchen hatten. Dabei ging mir auf, wie sehr sich die Art des radfahrens in Japan, Bremen und in Osnabrück unterscheidet: In Japan war es das Ziel einen Pass zu bezwingen. Und dann vielleicht noch einen. Und noch einen. Also raus aus der Stadt (50 km) und dann hoch hoch hoch hoch, runter, runter, runter, hoch hoch hoch hoch, runter, runter, runter, und dann mit dem Zug zurück in die Stadt. In Bremen dagegen fährt man gerade gerade gerade flach flach flach gerade gerade gerade und dann ganz wenige Kurven, bis man gerade gerade gerade flach wieder zuhause ist. In Osnabrück mit Jörg habe ich immer das Gefühl auf einem ca. 5 km2 großen Gebiet zu fahren, dass von sehr vielen Wegen durchdrungen ist. Wir fahren ein kleines Stück geradeaus, dann wieder rechts, eine links, rechts Kombination, wieder links, man kommt nie gleichmässig ans Treten und ich habe keine Ahnung wo ich bin. Während des Fahrens denke ich dann immer,d ass wir irgendwie im Kreis fahren oder in einem größeren Vorgarten. Oder das Jörg mich absichtlich einen Weg fahren lässt der, wenn man ihn sich nachher auf Strava etc. anschaut tatsächlich ein Satz oder ein Zechen ist wie hier:

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Heute hat er vermutlich „Mach schneller Michael, Du lahmer Sack!“ in die Landschaft geschrieben. Muss mir das später mal bei Strava anschauen.

Von Lotte ging es über Hasbergen in das südliche Osnabrück rein. Hier kam es beinahe zu Kampfhandlungen, als ich einen Audi rechts überholte (zugegebenermaßen war das keine gute Idee) und der mich in der Folge versuchte von der Straße zu drängen. Das war auch gar keine gute Idee und endete dann erst einmal mit einem Wortgefecht an der nächsten Ampel.

Jetzt machte das fahren bei Sonne und Rückenwind auch deutlich mehr Spaß. Und da wir es überhaupt nicht eilig hatten sind wir noch einmal im Zittertal in ein Cafe gegangen und zwar dort wo Jörg vor x Jahren seine Konfirmationsfeier hatte. 

 

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Und weiter ging es über Bissendorf in Richtung Bad Essen, wo ich dann zum zehnten Mal innerhalb von zwei Wochen den Essener Berg in das Dorf runter gefahren bin. Da wir ohnehin den Zug verpasst hatten (zwar zügig gefahren, aber zu viel Kaffee und Kuchen) schauten wir auf dem Rückweg mal beim Schloß Ippenburg vorbei. wir kamen aber nicht rein, davor stand ein VIP Bus und der Busfahrer klärte uns darüber auf, dass dort eine geschlossene Gesellschaft sei und wir „keine Chance“ hätten. Na dann, auf zum Rewe nach Bohmte. Laden leer kaufen. Vor dem Ondomat die Räder parken und noch mal Kaffee trinken bis der Zug kommt.

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Canyon, Tommasini und der Ondomat

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Der Ondomat im Detail.

Es war eine schöne Tour, etwa 118 km und ganz nach meinem Geschmack mit vielen Hügelchen und Höhenmeter. danke an Jörg dafür.

Es war aber auch eine sehr gruselige Tour. Ich bin ja nicht abergläubig, aber was soll ich von einem Tag halten an dem:

  • Eine schwarze Katze auf dem Mittelstreifen einer Landstrasse liegt und uns beide böse anschaut?
  • Uns in Engter dann der Pfarrer ganz in schwarz auf der Strasse begegnet?
  • Und jede Menge Viehzeuch (Igel, Eichhörnchen, Vögel) platt auf der Straße liegt?

Heute gehe ich jedenfalls nicht mehr vor die Tür.

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