Autos, Haustüren und auch ein paar Räder: Ein Messebericht

Am Sonntag machte ich mich mit meinen beiden Kindern Henri und Karen auf, die Bremer Rad und Outdoor Messe zu besuchen, ungeachtet der eher negativen Kritiken die ich bislang gehört hatte.

Meine Frau hatte irrtümlich statt „Outdoor“ verstanden, dass wir auf die „Auto“ Messe gehen würde und war schon voller Erwartung, mit was für einem neuen Prachtgefährt wir nach Hause zurückkehren würden. Diese Erwartungen wurden enttäuscht. Ich konnte ihr aber dann (erfolgreich) verkaufen, dass eine Outdoormesse sind mit Außentüren beschäftigt, und vielleicht eine neue Haustür drin ist.

In Bremen war rechtzeitig zum Messebeginn prächtigstes Außentürenwetter angesagt. Bereits am Hauptbahnhof waren dann die ersten Exponate im stimmigen Außentürenwetterlook ausgestellt.

1303 Outdoor Bremen 03Das sind die neusten Topmodelle der innovativsten Radfirmen der Welt, wie BMC, Colnago, Scott, Cervelo oder Canyon, allerdings noch mit Tarnung. In der Automobilbranche nennt man so etwas „Erlkönige“.

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Zunächst dachte ich allerdings, da wären megaschwere Einzig Singlespeed Laufradsätze montiert. Coole, weiße Hochprofilfelgen.

Aber dann ging es auch schon rein in die Messe. Ich konnte die Kartenverkäuferin überzeugen, dass mein pickeliger, pubertierender sechszehnjähriger Sohn Henri doch irgendwie 15 3/4 ist und deshalb durchaus  in eine Familienkarte passt.

Drinnen war es wie …. vor zwei Jahren, als ich zum ersten Mal da war. Mein erster Eindruck war: „Deja-vu“, genau die gleichen Stände und Marken wie 2011. Hatte sich denn gar nichts getan in der Art und Weise, wie wir unter blauem Himmel Spaß haben wollen? Es gab aber doch einige neue Sportarten, bei denen ich mir über den Sinngehalt sicher bin. Cross-boccia zum Beispiel, ein Spiel, dass dem ohnehin unglaublich spannenden Spiel Boule eine weitere Dimension hinzufügt, und zwar die der unendlichen Langeweile. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu Boule ist, dass die Kugeln von der Freundin gehäkelt werden können. Bei Boule brauchte man ja einen Mitarbeiter der Mittal Stahlwerke um Kugeln selber zu basteln.

Oder Speedminton, größenordnungsmäßig etwa besseres Badminton mit anderen Schlägern. Fazit, nichts was mich irgendwie gereizt hätte einmal zu probieren, bis aus Segelfliegen, aber auch das  nur zum sterben.

Lustig fand ich auch diesen Stand, bei dem mir der Outdoorbezug nicht ganz klar war. Ich denke hier handelt es sich um eine Outdoorsimulation, also virtuelles Outdooring.1303 Outdoor Bremen 06

Nun den, jetzt zum Thema Räder. Die gab es in Hülle und Fülle, allerdings im wesentlichen im Treking, MTB, Pedelec und Liegeradbereich. Da ich gerade an einem Trekingrad für eine Freundin baue, war es doch ganz interessant einmal zu sehen, was für Möglichkeiten es gibt. Die eBikes sehen mir noch alle zu schwer aus, aber deren Zeit wird zunehmend kommen, da bin ich mir sicher.

Es gab auch eine Ecke mit Rennrädern von Stadler? BOC? Jakst? die ich genauso gut dort im Laden hätte sehen können. Dazu ein paar neu aufgebaute alte Stahlrenner von Ciocc, Daccordi, Pinarello, alles sehr schön und gar nicht mal sooooo teuer, wenn ich daran denke was ich so in dr Regel ausgeben muß um ein Rad richtig epochengerecht aufzubauen.

In der nächsten Halle wurde Bikepolo gespielt.

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Leider so dass auch nicht einmal Ansatzweise so aus, als wenn es Spaß machen könnte und zwar aus den folgenden Gründen:

  • Musikalische Untermalung von den Sex Pistols und Jefferson Airplane soooooo Seventish
  • Der Ball klemmt quasi ständig an der Bande
  • Man muss Tatoos haben um das spielen zu dürfen und jede Menge Piercings
  • Und man muss sich die Speichen mit Pappe zupappen
  • Und man muss zu kurze T-Shirts tragen die den Rücken offen lassen

Spaß ist keine Tätoos und Piercing mit zu langen T-Shirts und leichten Laufrädern untermalt von, na gut, sagen wir mal ….. tatu. Und auf jeden Fall mit pinken Panzern im Hintergrund.

In den anderen Hallen gab es noch mehr Action: BMX, springen über Innenstadtmobilar und eine riesige weitere Halle, die quasi komplett dem Skateboard gewidmet war. Das fand ich dann wieder interessant, auch wenn das Verständnis von Coolness in der heutigen Jugendkultur sehr stark von meinem Grundverständnis von Coolness divergiert. Aber egal, hier war action.
Übrigens macht auch der demografische Wandel vor der Jugendkultur nicht halt: Heute gibt es nicht nur 50 jährige Parteimitglieder der Grünen, die sich angesprochen fühlen wenn gesagt wird, dass etwas für die Jugend getan werden muss, es gibt auch Skateboarder und BMX Radler, die deutlich über der 30 liegen.

Mein Sohn quengelte quasi von Beginn an und durfte nach etwa einer Stunde nach Hause gehen. Meine Tochter war geduldiger, aber nach etwa 2 Stunden reichte es uns beiden dann auch. Es war ganz nett, aber auch nicht so, dass ich mit der Mission mein Leben zu ändern nach Hause gekommen wäre. Das ist aber durchaus ab und an der Fall, ich erinnere mich an diesen Film, und diesen, die ich in jungen Jahren sah und die mein Leben in Punkto Coolness völlig umkrempelten, jedenfalls für die ersten zehn Minuten nach Ende der Vorstellung. Wobei mal damals als Intellektuellen immer noch im Kino sitzen bliebe, bis der gesamte Nachspan abgelaufen war, also eigentlich haben diese Filme mein Leben für eine glatte Viertelstunde umgekrempelt. Aber ziemlich schnell fanden meine Freunde meine affektierte Art zu reden nicht mehr so lustig und mein Leben verlief wieder in seinen normalen Bahnen.

Nachdem ich jetzt schon komplett vom Thema abgekommen bin, kann ich auch noch erwähnen, dass ich mir nach der Messe zur Aufheiterung die meines Erachtens lustigsten Videos auf YouTube angsehen habe, die ich in den letzten Monaten fand. Auch diese haben überhaupt nichts mit Radfahren zu tun:

Walk hard

Craig Murray at the Oxford Union

Na egal. Irgendwie muß das Leben auch im Winter Spaß machen.

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